Hagelschutz
3 Schritte zum erfolgreichen Hagelschutz
Die Häufigkeit und Intensität von Hagelunwettern haben durch die klimatischen Veränderungen weltweit zugenommen – auch in Österreich. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Wetterlagen mit Unwetterpotential laut einer Auswertung der ZAMG um 20 Prozent gestiegen. Mit der Zahl der Unwetter steigt auch die Höhe der Schäden. Viele Schäden an Gebäuden ließen sich durch präventive Schutzmaßnahmen und den Einsatz hagelresistenter Baumaterialien verhindern.
Klimawandel in Österreich
Für die Zukunft gehen die Klimatolog*innen davon aus, dass im Norden Europas die Unwettertätigkeit ansteigt, weil es wärmer wird, während sie im Süden abnimmt, weil es dort trockener wird. Österreich liegt mit den Alpen genau im Übergangsbereich. Die Gewittersaison wird sich verlängern, also mehr Gewitter im Frühling und Herbst. Dafür sollte die Gewittertätigkeit im Hochsommer, im Juli und August, eher zurückgehen.
Hagel dominiert Sachschadenbilanz
Hagelschäden stehen in der Schadenbilanz bei Naturgefahren regelmäßig an erster Stelle und richten verheerende Schäden an. Die konzentrierten Unwetter im Sommer 2021, vor allem die massiven Hagelschläge Ende Juni beschäftigen die Versicherungen noch heute. "Rund 22.500 Schäden sind bereits in Bearbeitung bzw. wurden erledigt. Die meisten und größten Schäden entstehen dabei selbstverständlich überall dort, wo Dächer und Fassaden von Gebäuden betroffen sind. Das trifft sowohl auf private als auch gewerbliche Objekte und natürlich auf Landwirtschaften zu", sagt Othmar Nagl von der Oberösterreichischen Versicherung. "Zu den Hagelunwettern kamen letztes Jahr noch die Ausläufer der deutschen Hochwasserkatastrophe sowie weitere Sommerunwetter, die die Schadenlast aus Naturkatastrophen insgesamt auf mehr als 170 Millionen Euro anschwellen ließen, was einer Verdreifachung zum bisher teuersten Schadenereignis – Hagel 'Wolfgang' im Jahr 2009, der Schäden in Höhe von rund 50 Millionen Euro verursacht hat gleichkommt", so Nagl.
Hagel ist schwer einzuschätzen
Gerade der Hagel ist ein Wetterphänomen, das sehr kurzfristig auftritt und schlecht prognostizierbar ist. Deshalb weicht die Realität oft stark von der getroffenen Vorhersage ab. "Betroffen vom Hagel ist grundsätzlich jede Region, nur in unterschiedlichem Ausmaß. Deshalb ist die Schadenprävention von zentraler Bedeutung", sagt Arthur Eisenbeiss, Vorstand des Instituts für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung IBS und erklärt, wie man sich in drei Schritten vor den Schäden, die Hagel verursacht, schützen kann:
Drei Schritte zum erfolgreichen Hagelschutz
1. Überprüfung der Hagelgefährdung des eigenen Standortes
Für Österreich wurde auf Basis aller vorhandenen Aufzeichnungen über Hagelschläge der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik eine Hagelzonierungskarte erstellt. Für jeden Standort kann unter hora.gv.at kostenlos die individuelle Hagelgefährdung abgerufen werden. Zudem empfiehlt der Meteorologe Andreas Jäger eine genaue Wetterbeobachtung mittels Wetterberichten und Wetter-Apps. Sie kann Zeit verschaffen, sich selbst und sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
2. Einsatz hagelresistenter Baumaterialien
Baumaterialien sollten mittels Hagelsimulationsmaschine auf ihre Hagelresistenz überprüft werden. Die Hersteller*innen können ihre Prüfergebnisse in das öffentlich einsehbare Hagelregister hagelregister.at eintragen lassen. So können Bauherr*innen und Gebäudeeigentümer*innen einfach hagelresistente Baumaterialien suchen und finden. Ein Unternehmen, das sich im Bereich Hagelschutz und Hagelresistenz seiner Produkte besonders engagiert, ist der bayrische Dachziegelhersteller Erlus. "Wir wollen, dass unsere Kunden ein starkes Dach haben. Deshalb ist unser gesamtes Dachsortiment hagelzertifziert und im Hagelregister eingetragen", sagt Guido Hörer, Vertriebsleiter Dach bei Erlus. "Dazu wurden unsere Ziegel am Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung (IBS) in Linz mit einer Hagelsimulationsmaschine auf Hagelresistenz getestet. Dabei werden bis zu hühnereigroße Eiskugeln in hohen Geschwindigkeiten auf die Ziegel geschossen. Das Ergebnis: alle Erlus Tondachziegel erreichen mindestens Hagelwiderstandsklasse HW 4. Das entspricht einem Hagelschauer mit bis zu vier Zentimeter großen Hagelkörnern. Besonders robust ist der Ergoldsbacher E 58 Plus, der schon 2015, als erster Tondachziegel in Europa, die Hagelwiderstandsprüfung mit dem Ergebnis HW 5 bestanden hat", so Hörer.
3. Umsetzung individueller Schutzmaßnahmen
Passend zur eigenen Standortsituation sollten also geeignete Baumaterialien aus dem Hagelregister ausgewählt, aber auch individuelle Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, wie etwa vorsorglich Abdeckplanen besorgen, Auffangmöglichkeiten für eindringendes Wasser bereitstellen und ähnliches. Dazu ist ein Informationsfolder unter elementarschaden.at/service downloadbar. "Man kann Gewitter nicht zähmen und die Entstehung von Hagelschlägen nicht verhindern. Allerdings lässt sich das Risiko von Gebäudeschäden gegen null reduzieren, indem man geeignete, auf ihren Hagelwiderstand hin geprüfte Bauprodukte für die Gebäudehülle – insbesondere für Dach und Fassade – verwendet", so Arthur Eisenbeiss. (dd)
Über die BVS-Brandverhütungsstelle für OÖ/IBS
Die BVS-Brandverhütungsstelle für Oö und deren Tochterfirma IBS – Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit intensiv mit Hagelsimulationen und dazugehörigen Bauteilprüfungen. Ihr Ziel ist es, Bauherr*innen und Gebäudeeigentümer*innen dabei zu unterstützen, unkompliziert und eigenverantwortlich die Sicherheit der eigenen Wohnobjekte zu erhöhen. Mit der Hagelgefährdungskarte, dem Hagelregister und dem Informationsfolder stehen umfassende und einfach zu handhabende Instrumente zur Verfügung. Zudem fördern die Sachverständigen der Brandverhütungsstelle für Oberösterreich die Bewusstseinsbildung für die Hagelproblematik und unterstützen im Rahmen von Feuer- und Gefahrenpolizeilichen Überprüfungen sowie anderen Behördenverfahren bei der Schadenprävention.
Über Andreas Jäger
Andreas Jäger ist Meteorologe und Klimaexperte. Für verschiedene Radio- und Fernsehsender hat er Wetter- und Wissenschaftssendungen moderiert und Dokumentationen produziert. Als Experte erklärt er bei vielen Veranstaltungen das Wetter und Klimaentwicklungen und ist außerdem Autor mehrerer Bücher. Auf seiner eigenen Website betreibt er den Blog "Klimajäger".
Über Oberösterreichische Versicherung
Als älteste und damit erste Versicherung Österreichs blickt die frühere "OÖ. Landes-Brandschaden Versicherungsanstalt" auf eine bewegte und erfolgreiche Geschichte zurück. Die Oberösterreichische Versicherung ist heute das führende Versicherungsunternehmen in Oberösterreich und zugleich der größte Regionalversicherer Österreichs.
Über Erlus
Die Erlus AG gehört zu den führenden Herstellern von Dachkeramik und Schornsteinsystemen in Deutschland. Das mittelständische Unternehmen produziert an den Standorten Neufahrn und Ergoldsbach (Niederbayern) sowie in Teistungen (Thüringen). Die Tondachziegel von Erlus zeichnen sich vor allem durch Premiumqualität und hochwertiges Design aus.