Technik mit Weitblick

Der Trend zu leichter, transparenter Architektur ist ungebrochen, vielleicht sogar stärker denn je. Schon seit Ludwig Mies van der Rohe ist die optische Eliminierung der irdischen Schwerkraft meisterhaft gelungen – etwas, was Architekten auch viele Generationen später immer noch inspiriert. Um diese Art zu bauen bis ins letzte Detail zu vollenden, ist es auch nur logisch Geländer für Balkone, Treppen und Atrien im Innen- und Außenbereich, aber auch Vordächer mit Glas so leicht wie möglich und von der Architektur selbst so viel wie möglich sichtbar zu machen.

Als Reaktion auf die verstärkte Nachfrage für ein Komplettsystem für Nurglasgeländer hat Alufefa, bekannt als österreichischer Zulieferer für den Metall- und Glasbau, ein eigenes Geländersystem entwickelt, das nicht nur unkompliziert zu montieren ist, sondern auch eine Alternative zu teuren, individuellen Sonderlösungen bietet. "Immer wieder berichten mir Kunden, dass sie in Ausschreibungen unter 1.000 Euro netto pro Laufmeter und fertig montiert kein Nurglasgeländer mehr anbieten können", erzählt Stefan Preimesberger, Vertriebsleiter von Alufefa. "Dies hat zur Folge, dass Bauherren, insbesondere in der aktuell ohnehin schon angespannten Lage, meist zu günstigeren Lösungen, wie beispielsweise Lochblech- oder Stahlstabgeländern greifen."
Um dieser Situation entgegenzuwirken und das klassische Nurglasgeländer sowohl für Verarbeiter als auch für Bauherren wieder interessant zu machen, entstand vor einigen Jahren im engen Austausch mit den eigenen Kunden ein System aus stranggepressten Aluminiumprofilen, das seither stetig weiterentwickelt wurde (siehe Bild oben). "Oberstes Ziel war es einerseits eine möglichst einfache und somit zeitsparende Montagesituation für die Verarbeiter herbeizuführen und somit Personalkosten zu sparen, andererseits die Materialkosten so gering wie möglich zu halten, damit das ästhetische Produkt Nurglasgeländer auch für die Endkunden wieder erschwinglich wird", sagt Hannes Denk, Geschäftsführer von Alufefa und Entwickler des Alufefa Geländersystems. Dieses ist statisch geprüft und darf somit auch in sämtlichen öffentlichen Gebäuden in Österreich, insbesondere im Wohnungsbau, verbaut werden. Auch für Deutschland liegt eine bauaufsichtliche Zulassung vor. Die Besonderheit des Systems ist die Modularität: Es besteht aus einem einzigen Grundprofil, dem "Geländerschuh", das mittels eines Einschub-Klemmprofils mit zahlreichen verschiedenen Konsolen, je nach Anwendungsfall, individuell kombiniert und montiert werden kann. Die Konsolen liefert Alufefa als fertig vorkonfektionierte Montagesets zu seinen Verarbeitern oder direkt auf die Baustelle, sodass der Verarbeiter nur noch kurz auspacken muss und sofort mit der Montage loslegen kann.

Rasch geht es auch bei Bohle, einem führenden Hersteller und Anbieter für Produkte rund um den Werkstoff Glas und gerade 100 Jahre alt geworden, der unter anderem Beschläge für Glasgeländer anbietet. Eine dieser Glasbeschlagslösungen ist "VetroMount", mit vier Profilvarianten wohl eines der flexibelsten Systeme, die auf dem Markt erhältlich sind. Es basiert auf einem intelligenten Befestigungsmechanismus mit patentierten Glaslagern, die für eine stufenlose Justierbarkeit der Scheiben sorgen. Dadurch gelingt eine besonders rasche Montage mit dem guten Gefühl, dass die Scheiben sicher im Profil fixiert sind. Gerne auf dieses System aus Aluminium zurückgegriffen haben bereits zahlreiche Architekturbüros im In- und im Ausland. So wurden beispielsweise die Außenbereiche des touristisch genutzten Apartmenthauses Brandhof Ramsau in der Nähe von Schladming unter Federführung des steirischen Architekturbüros GMP Architekten mit "VetroMount" in verschiedenen Varianten ausgestattet, ausgeführt von Glas Süd, Mureck. Doch auch am Meer findet "VetroMount" seine Einsatzgebiete wie bei einem Wohnprojekt im südschwedischen Kalmar, wo insgesamt 800 Laufmeter verbaut wurden. Auch hier wurde bewusst ein Glasgeländer gewählt, um die Sicht auf das Meer und die nahegelegene Öland-Brücke freizugeben.

Warema, vielen als Sonnenschutzspezialist bekannt, hat seit einigen Monaten mit "VisioNeo View" ein neues filigranes Balkonglasgeländer im Sortiment, das sowohl für Balkone als auch für Fenster anwendbar ist. Besonders bedacht auf die bestmögliche Integration in die Fassade, fallen vor allem die nach oben hin überstehenden großen Glasflächen in der moderneren Version auf. Für die, die es klassisch mögen, schließt das Glas bündig mit dem Geländerpfosten ab. Beiden gleich ist eine maximale Höhe von 180 Zentimetern, die willkommenen Wind- und mit matter Verglasung auch Sichtschutz bieten. Seitliche Glasüberstände machen den Geländerpfosten an der Ecke obsolet und auch auf Glasklemmhalter und Handläufe kann verzichtet werden, was insgesamt für noch mehr Leichtigkeit sorgt.
Leicht ist auch die Montage, denn im Lieferumfang sind das Befestigungsmaterial für die Anbindung an Betonuntergründe enthalten, ebenso wie das Komplettpaket wahlweise mit und ohne Glas. Besonders einfach machen es aber die vier Varianten der bauseitigen Montageanbindung, nämlich von oben, unten, innen und außen, bei Bedarf auch mit Balkonblende. Wobei es wiederum die seitlichen Glasüberstände sind, die den Architekt*innen viel Planungsfreiheit ermöglichen und den Monteur*innen die Arbeit in den schwierigen Eckbereichen erleichtern.

Niedrig bzw. hoch präsentieren sich auch die zwölf Konfigurationen der Systeme "SL 25" – auf Brüstung – und "SL 25 XXL" – raumhoch – von Solarlux, die beim neuen Wohn- und Gewerbegebäude namens Stories im nördlichen Amsterdam zu Einsatz kamen. Das Architekturbüro Olaf Gipser Architects hat nach dem Prinzip des "offenen Bauens" einen 46 Meter hohen Holzhybridbau mit einer weißen, tiefen Stahlfassade und sechs Meter hohen Stahlnischen für Bäume und Kletterpflanzen entworfen. Die transparenten und flexibel zu öffnenden Balkonverglasungen betonen einerseits die filigrane Anmutung der Stahlfassade und sind perfekt im Zusammenspiel mit den senkrechten Stabgeländern angeordnet, so dass sich ein lebendiges Fassadenbild ergibt. Andererseits dienen sie dazu, die Außenbereiche der Wohnungen vor Lärm, Wind und Wetter zu schützen und fungieren als thermischer Puffer, der für erhöhte Energieeffizienz und Schutz für die Bausubstanz sorgt. Intuitives Drehen und Schieben ist hier angesagt: Jedes Glaselement kann zur Seite geschoben, um 90 Grad gedreht und schließlich als schmales Glaspaket an der Seite geparkt werden, so dass der Balkon fast zur Gänze geöffnet werden kann. Aufgrund unterschiedlicher Balkongrößen, Geschosshöhen und Positionen im Gebäude wurden die Verglasungen entweder raumhoch ausgeführt oder auf eine Glas-Brüstung montiert.

Ein neues Glasgeländersystem für den Innenbereich namens "Easy GlassSmart+ High" präsentiert Q-railing. Dabei handelt es sich um ein F-förmiges Bodenprofil, das speziell für hohe Bodenaufbauten bis 180 Millimeter entwickelt wurde. Der große Vorteil dabei ist, dass auf aufwändige Unterkonstruktionen verzichtet werden kann, während Bodenprofil und Fußboden bündig abschließen, da das Profil selbst eine Höhe von 180 Millimeter hat und direkt an der Betonkante bzw. bis zu 15 Millimeter darüber hinaus montiert werden kann.
Einfach ist auch die Glasjustierung, denn "Easy Glass Smart+ High" ist mit dem innovativen "Q-disc System" ausgestattet. Das Befestigungssystem ermöglicht eine präzise Ausrichtung und Befestigung von Glasscheiben bis zu 21,52 Millimeter. Die komplette Glasmontage erfolgt von der Innenseite des Geländers, ganz ohne Baugerüst. "Mit Easy GlassSmart+ High haben wir jetzt eine unkomplizierte Glasgeländer-Lösung für gedämmte Böden und Fußbodenheizungen", erzählt Nico Steinberg, Product Manager bei Q-railing. "Die Oberkante des Bodenprofils schließt bündig mit der Oberkante des fertigen Bodens ab. Individuelle Unterkonstruktionen mit Stahlträgern, Konsolen oder Montagewinkeln gehören damit der Vergangenheit an. Zudem muss der Verarbeiter keinen zusätzlichen statischen Nachweis erbringen." Die Glasgeländerlösung ist umfassend gemäß ÖNorm B 3716 geprüft und kann sowohl im privaten als auch im leicht öffentlichen Bereich eingesetzt werden.

Welche gestalterische Vielfalt das Thema Geländer bietet, zeigt ein außergewöhnliches Projekt, realisiert von Glas Marte. Das Vorarlberger Unternehmen hat sich auf die Verarbeitung und Veredelung von Glas spezialisiert. Eine seiner Dienstleistungen besteht darin, Materialien zwischen zwei Glasscheiben einzulaminieren. Dadurch werden interessante Effekte erzielt und die Gegenstände vor Staub und Feuchtigkeit geschützt. Um alle Komponenten dauerhaft miteinander zu verbinden, werden elastische, reißfeste Folien verwendet. Für den Verbund können sämtliche Glasarten verwendet werden. Ein repräsentatives Beispiel ist das Treppenhaus einer Münchner Bildungseinrichtung, wo das Unternehmen im Auftrag des Künstlers Christian Falsnaes bunte Kleidungsstücke für eine 13 Meter hohe Installation, die sich über die gesamte Höhe des Stiegenhauses erstreckt, einlaminiert und in die reguläre Absturzsicherung aus Glas integriert hat. Der Farbverlauf aus roten, orangen, gelben, violetten, grünen und blauen Feldern wird zum absoluten Blickfang des Raumes.

Ebenso wie Glasgeländer die Barrieren zwischen den Räumen aufheben, sind es auch moderne Vordachkonstruktionen, die die Lebens- und Aufenthaltsräume bereichern und erweitern lassen. Auch hier wir verstärkt mit gläserner Transparenz gearbeitet, um das Blickfeld nicht einzuschränken und um möglichst zart an die eigentliche Architektur anzudocken. Als intelligentes Zusammenspiel von Technik und Design versteht sich die Serie Flachdach des Dachprofil-Spezialisten TS-Aluminium, die als ästhetisch ansprechende und leicht zu montierende Konstruktion an den Start geht. Hier dient das Rahmenprofil gleichzeitig als Tragprofil, Blende, Trägerauflage und Rinnenaufnahme – alles in eine zarte Struktur verpackt, die schon vorkonfektioniert oder in Lagerlänge geliefert wird und nicht mit Stahl verstärkt werden muss. Die Montage dadurch wird auf ein Minimum reduziert. Besonders schön ist, dass das Erscheinungsbild perfekt durchdacht ist: Die Anschlüsse sind von außen nicht erkennbar, das Regefallrohr ist in eine Eckstütze integriert und ebenfalls nicht zu sehen. Sichtbar werden nur die optionalen Annehmlichkeiten wie Beleuchtungsprofile, Unterglas- oder Senkrechtmarkisen, die sich auch nachträglich einbauen lassen.

Offen oder geschlossen punktet das Schiebe-Glasdach "VitelloFlex" von Vitello aus Aluminium-Profilen, das mit seinen beweglichen Einzelelementen die Terrasse zum Cabrio macht. Es bietet Schutz vor Regen, sorgt Frischluft und lässt bei jeder Wetterlage den Aufenthalt im Freien genießen. Jeweils vier Elemente liegen zwischen zwei Dachstreben. Eine Teleskopstange oder Elektroantriebe erleichtern das Öffnen und Schließen der Glaselemente, die sich auf Laufschienen bewegen lassen. Auch für Schnee und Schlagregen ist das System gewappnet: Die patentierten Dichtungsschienen halten dicht. Das Glasschiebedach Vitello-Flex ist in allen RAL-Farbvarianten erhältlich. "VitelloFlex" ist sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich einsetzbar.
(bt)