Branchenentwicklung

Der Installateur wird nicht obsolet

Interview
22.08.2024

„Die Welt wird nicht schlechter, aber sicher eine andere“ - Wo liegen die Chancen, wo die Gefahren, wohin wird sich die Branche entwickeln? Christian Hofer, Geschäftsführer bei Hoval, zeigt sich im Sommergespräch mit der Gebäude Installation nachdenklich, aber auch durchaus optimistisch.
Hoval Geschäftsführer Christian Hofer

Gebäude Installation: Herr Hofer, die aktuellen Marktzahlen sind ernüchternd, der Absatz bei Wärmepumpen und auch in der Biomasse ist massiv zurückgegangen. Wie geht es Hoval in dieser Zeit?
Christian Hofer: Wir erleben Veränderungen in alle Richtungen, die Zeiten sind turbulent und irrsinnig herausfordernd. Seit 2023 gibt es keine Steigerungen mehr, das erste Halbjahr 2023 ist noch gut gelaufen, im zweiten Halbjahr ist der Absatz weggebrochen. In der Biomasse verzeichnen wir starke Rückgänge. Wir werden trotzdem positiv bilanzieren, es gab aber sicher schon Jahre, wo wir mehr gelacht haben. Die Gründe für diese Marktentwicklung sind bekannt, Corona, Energiekrise, der Ukrainekrieg etc., vieles ist aber in Österreich auch hausgemacht.

Sie sprechen die Förderpolitik an?
Es wurden Förderungen visiert, ohne Details bekannt zu geben. Auch wenn ich die Intentionen von Frau Bundesminister Gewessler verstehe und durchaus gute Ansätze erkenne, das war handwerklich nicht geschickt. Ich wäre ein Freund einer ambitionierten CO2 Bepreisung, nicht von Förderungen, die noch meine Kinder zurückzahlen. Förderungen führen zu Vorziehkäufen – in Hinblick auf den Investitionseinsatz der Industrie ist das problematisch, denn ein Werk sollte gleichmäßig ausgelastet sein. Wenn die Langfristigkeit nicht gegeben ist, dann werden Investoren unsicher. Mein Wunsch an die Politik wären langfristige Perspektiven, Berechenbarkeit und eine gewisse Ehrlichkeit, wenn es um Kosten geht.

An der Energiewende wird aber kein Weg vorbeiführen …
Ich glaube auch, dass die propagierte Energiewende notwendig sein wird. Ich bin aber überzeugt, dass nicht nur ein Energieträger Antwort auf alle Fragen geben kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir aus Gas herausgehen, aber nicht in der Zeitschiene, die derzeit im geplant ist. Wir werden Gas noch lange haben. Ich bin ein Befürworter der Technologieoffenheit, auch in Hinblick auf die Demokratie: Da gibt es etwas am Markt, was Du nicht verwenden darfst? – das entspricht nicht meinem demokratiepolitischen Denken. Wir brauchen einen Mix, bei dem natürlich auch die Fernwärme einen Anteil beitragen wird, wir entwickeln in diesem Bereich Lösungen in Hydraulik und Regelungstechnik.

Sie gehen davon aus, dass das Geschäftsjahr 2023 für Hoval trotz der allgemein schwierigen Lage positiv ausfallen wird. Demnach gibt es auch Bereiche, die wachsen?
Im Bereich Großgeräte und Klimageräte sind wir sehr gut unterwegs, wir können unser über Jahrzehnte hinweg erworbenes Know-how ausspielen. Uns kommt unsere breite Aufstellung zugute. Wenn ein Bereich schwächelt, haben wir immer noch andere Schwerpunkte gefunden um das abzufedern.

Investitionen sind unter diesem Aspekt offensichtlich kein Problem? Der Standort Marchtrenk wird ja gerade umgebaut.
Schon vor einigen Jahren haben wir die Fassade saniert und dafür den Green Building Award erhalten. Jetzt gerade wird das Erdgeschoß neu gemacht. Der Ausbau ist auch unserem Wachstum geschuldet. Wir gestalten einen neuen Empfangsbereich, einen neuen Schauraum und neue Seminarräume – vorrangig für unseren internen Gebrauch: Wir erkennen bei unseren Partnern eine gewisse Sättigung zu Schulungen zu reisen, wir gehen daher bewusst in die Regionen, die Anreise sollte nicht länger als eine Stunde dauern, in der Nähe der Betriebe sein. Außerdem haben wir vor kurzem auf den Dächern unseres Logistikzentrums eine Photovoltaikanlage mit einer Gesamtleistung vom knapp 400 kWp in Betrieb genommen und leisten damit einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und zur Unabhängigkeit von externen Energiequellen.

Weil Sie gerade Ihre Marktpartner angesprochen haben, wie schätzen Sie deren Situation derzeit ein?
Die Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht, Defizite beseitigt, das sieht man auch an den Lagerbeständen. Der Engpass sind die die Montageressourcen. Es ist unsere Aufgabe den Installateur bei der Montage soweit wie möglich zu unterstützen. Es hilft sicher nicht von Industrieseite einen Monteur zur Verfügung zu stellen, den man einem Ausführenden vorher abgeworben hat. Wir müssen Lösungen anbieten, die einfach und rasch zu installieren sind.

Befürchten Sie nicht, dass Sie dem Markt damit Know-how entziehen?
Nein gar nicht, das Gegenteil ist der Fall. Installateure haben in Österreich ein sehr hohes Kompetenzniveau, das es zu halten gilt. Der Installateur muss keine Angst haben, dass er obsolet wird, die Gefahr sehe ich gar nicht. Die Systeme werden komplexer, die Technik wird komplizierter, es braucht gut ausgebildete Fachleute.

Aber woher nehmen? Der Fachkräftemangel ist ja nach wie vor ein Riesenthema bei den Gewerbebetrieben.
Der Fachkräftemangel ist auch eine Generationenfrage. „Mei Bua muss studieren“ – das gilt heut nicht mehr breitenwirksam. Vom Image her hat der Fachhandwerker stark gewonnen, für die Gesellschaft ist er extrem wichtig. Auch mit höherem Ausbildungsniveau gibt es heute die Bereitschaft ein Werkzeug in die Hand zu nehmen. Da ist gerade ein Wandel im Gange, eine Änderung des Mindsets braucht aber seine Zeit. Technik ist extrem spannend, extrem reizvoll.

Suchen auch Sie weitere Mitarbeiter?
In unserem Kundendienst konnten wir Ressourcendefizite ausgleichen. Wir setzen bei Hoval auf Serviceexzellenz. Es wäre vermessen zu sagen, dass wir sie schon in allen Bereichen haben, aber wir arbeiten hart daran um uns abgrenzen zu können, auch von asiatischen No-Names. Wir müssen rüberbringen, dass unsere Wärmepumpe vielleicht zwar doppelt so viel kostet, wie ein anderes Gerät, aber dafür dreimal so viel kann. Vertrauen in eine etablierte Marke wie Hoval ist in diesem Zusammenhang ein ganz wichtiges Asset.

Uns geht es heute wahrscheinlich so gut wie noch keiner Generation, wir dürfen nicht den Fehler machen dadurch in Sättigung und Bequemlichkeit zu verfallen.

Hoval Geschäftsführer Christian Hofer.

Mit welcher Marktentwicklung rechnen Sie für das laufende Jahr?
Was das Angebotsvolumen und die Auftragseingänge angeht, erkenne ich eine deutliche Tendenz nach oben. Ich sehe auch, dass die Preise wieder zurückgehen, sie haben den Peak überschritten. Wir haben entsprechend reagiert und konnten sie mit einer seriösen Kalkulation etwas reduzieren. Wir werden auch weiterhin eine spannende Zeit haben. Wellenbewegungen am Markt gab es schon immer, nur, dass die Ausschläge jetzt viel stärker und häufiger sind. An Kontinuität glaube ich nicht mehr und ich erkenne nichts, was markant dazu beitragen könnte, weder in der EU noch regional. Wir haben eine Schönwetterkultur gelebt, jetzt auf Grund der verschiedenen Krisen erkannt, dass Prozesse nicht resilient sind. Das sind Punkte, wo wir noch lernen müssen, Hoval hoffentlich schneller als andere.
Wir sind heute nicht mehr an dem Punkt, wo man weiß, unseren Kindern wird es besser gehen als uns. Die Welt verändert sich, die Werte verändern sich. Uns geht es heute wahrscheinlich so gut wie noch keiner Generation. Wir dürfen nicht den Fehler machen dadurch in Sättigung und Bequemlichkeit zu verfallen. Die Welt wird sicher nicht schlechter. Das höre ich schon seit 50 Jahren. Sie wird aber ganz sicher anders.

www.hoval.at

Hoval Techniker bei der Installation der neuen PV-Anlage am Standort Marchtrenk
Hoval Techniker bei der Installation der neuen PV-Anlage am Standort Marchtrenk.

Zur Person

Christian Hofer arbeitet seit 1993 bei Hoval. Seit 2004 verantwortet er als Geschäftsführer die Bereiche Verkauf, Kundendienst, Marketing und Kommunikation, Produktmanagement und die Österreich-Logistik. Darüber hinaus ist Christian Hofer auch Unternehmenssprecher für die Heiz- und Klimatechnik.

Branchen
Haustechnik