Staatsmeisterschaften

Handwerk hat Zukunft, Handwerk ist cool

Wettbewerb
04.07.2024

Das Wortspiel "Die Besten unserer Zu(ku)nft" war als heuriges Motto der Staatsmeisterschaften der Tischlerinnen und Tischler ausgerufen. Die jungen Talente ließen sich nicht zweimal bitten und überzeugten in Salzburg mit großartigen Leistungen.
Staatsmeisterschaften Tischler
Das Wortspiel "Die Besten unserer Zu(ku)nft" war als heuriges Motto der Staatsmeisterschaften der Tischlerinnen und Tischler ausgerufen. Die jungen Talente ließen sich nicht zweimal bitten und überzeugten in Salzburg mit großartigen Leistungen.

Am 21. und 22. Juni 2024 traf sich das "Who is who" der Tischlerbranche zu den Staatsmeisterschaften in Salzburg. Die zuvor in den Landesbewerben gekürten Besten des jeweiligen Lehrjahres mitsamt ihrer „Support-Team“ wurden bereits am Vorabend des Bewerbs bei der feierlichen Präsentation im Hotel Imlauer vorgestellt. Zu lang durfte allerdings nicht gefeiert werden, hieß es doch am Samstag bereits um acht Uhr, ausgeruht und hochmotiviert zum Wettbewerb anzutreten. Vier Stunden mit einer halben Stunde "Überziehungsmöglichkeit" stand den 45 Teilnehmenden zur Verfügung, um die Herausforderungen in den ersten drei Jahren der Tischlerei-Lehre bzw. im vierten Jahr Tischlereitechnik mit den Zweigen Planung und Produktion zu meistern.

Vorabend
Die Teams bei der Lehrlingsvorstellung am Vorabend des Wettbewerbs.

Tolle Stimmung, volle Tribüne

Staatsmeisterschaften Tischler
Interessierte Beobachter*innen auf der Tribüne: BIM Gerhard Spitzbart, LLW Fritz Schwab (v.l.)

Angefeuert wurden die Nachwuchstalente von der Tribüne aus von Kolleg*innen, von Ausbildenden, Familie und Freunden. Aber auch zahlreiche "Branchenfremde" zog es am Samstag ins Veranstaltungszentrum Brandbox im Norden Salzburgs, LIM Herbert Sigl, der gemeinsam mit Landeslehrlingswart Fritz Schwab und dem gesamten Team hervorragende Organisationsarbeit geleistet hatte, zeigte sich äußerst zufrieden mit der Resonanz auf den Wettbewerb: "Die Stimmung ist toll und die Jugendlichen geben einfach ihr Bestes. Und ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so viele Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Tribünen gesehen zu haben", freute sich der Gastgeber über das große Interesse.

Auf in den Kindergarten

Mittlerweile etabliert ist der "Modus der unbekannten Stücke", den man zur Erhöhung der Chancengleichheit vor drei Jahren einführte. Die Teilnehmenden erfuhren auch heuer ihre zu lösenden Aufgaben erst knapp vor dem Start direkt am Wettbewerbstag – so war ein Üben genau dieses einen Stückes nicht möglich. Nach einer kurzen Besprechung mit ihren Trainer*innen ging es auch schon "an´s Eingemachte", sprich los. Bundeslehrlingswart Ludwig Weichinger-Hieden, der die Aufgaben erstellte und bis zum Schluss als Geheimnis bewahrte, zeigte sich mit der Umsetzung sehr zufrieden – auch wenn es bei dem Stück im dritten Jahr „ein paar eigenwillige Interpretationen“ zu sehen gab.

Hobeln, fräsen und leimen

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"Herausforderung Schräglage" hieß es im zweiten Lehrjahr.

"Im ersten Lehrjahr war ein Bücherregal mit Wandaufhängung zu fertigen, die Herausforderungen lagen im genauen Arbeiten und in der sichtbaren Dübelverbindung", erklärte Weichinger-Hieden, der sich ob der Schnelligkeit einiger Kandidaten – der erste Lehrling im ersten Jahr war bereits eine Stunde vor Zeitablauf fertig – überrascht zeigte. "Da muss ich die Stücke im nächsten Jahr wohl etwas schwieriger gestalten", kündigte der BLW mit einem Augenzwinkern an. Im zweiten Lehrjahr war ein Buchständer zu fertigen, die Anforderungen sahen auf den ersten Blick recht einfach aus, allerdings lag die Tücke im Detail – konkret im rundumlaufenden Rahmen, der ganz genau passen musste. Im dritten Lehrjahr stand die Herstellung eines Schaukelpferds am Plan: Die Herausforderungen waren vielfältig und lagen u.a. darin, sich bereits am Anfang für eine Dübel- oder eine durchgestemmte Zapfenverbindung entscheiden zu müssen. Für letzteres konnten Bonuspunkte generiert werden.

Planen und programmieren

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Komplexe Aufgaben hatten die Lehrlinge im vierten Lehrjahr sowohl im Bereich Produktion als auch in der Planung zu lösen.

Die Aufgabe Tischlereitechnik Produktion umfasste die Fertigungsplanung einer Schminktischkonsole mit Spiegelaufsatz mit einem Korpus aus MDF-Platten und einer Deckplatte aus massivem Nussholz. Das Innenleben besteht aus einer Lade, auf welcher die schräge Front montiert werden soll. Aufgabe 1 war das Zeichnen des Möbelstücks in Autocad in verschiedenen Ansichten sowie das separate Programmieren jedes einzelnen Teils. Aufgabe 2 bestand darin, beim CNC-Programmieren für die einzelnen Schritte Kommentare einzufügen und weitere Zusatzaufgaben zu erfüllen, u.a. die Deckplatte aus Massivholz mit geeigneten Fräsern zu formatieren. Für die Lehrlinge Tischlereitechnik Planung gab es eine ebenso komplexe Anforderunge: Die umfangreiche Planung einer kompletten Schlafzimmer-Möblierung mit Ankleidezimmer, eine Trennwand mit integrierter Schiebewand inklusive.

Alles in der Zeit

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Strenger Blick: Nach der Abgabe war die Jury an der Reihe.

Auch wenn ab und an die Nerven blank lagen: Die im ersten Lehrjahr in Grau, im zweiten in Gelb und im dritten in Grün gekleideten Lehrlinge hatten ebenso wie die Tischlereitechniker*innen alle ihre Aufgaben erledigt, als nach vier Stunden und einer halbstündigen Überzeit der endgültige "Schlusspfiff" ertönte. Nun ging es für die Beschaumeister*innen ans Bewerten, für die Lehrlinge gab es eine verdiente Auszeit mit einer Besichtigung der historischen Flugzeuge und Rennwägen im Hangar 7.

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Es ist geschafft: Die Lehrlinge verabschieden sich von den Zusehenden.

Festzug durch die Stadt

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Da staunten nicht nur die Touristen: Festzug der Tischlerfamilie zur Abendveranstaltung in der Salzburger Residenz  

Am Start der Abendveranstaltung stand eine Überraschung, die die Salzburger Innung kurzfristig auf die Beine gestellt hatte: Die gesamte Tischlerfamilie marschierte gemeinsam, angeführt von der Musikgruppe "Holzfrei", vom Kongresshaus durch den Mirabellgarten, über den Markartsteg durch die Getreidegasse und schließlich über den Alten Markt in die alte Residenz. Da staunten nicht nur die Touristen, auch die Mitmarschierenden war begeistert über diesen stilgerechten Einzug, der für Sigl "auch eine tolle Werbung für unseren Beruf und unsere Stadt darstellt".  Am Ziel angekommen, zogen die Teams mit ihren Zunftfahnen in den historischen Carabiniere-Saal ein.

Verdiente Ehrung

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LIM Herbert Sigl, von BIM Gerhard Spitzbart ausgezeichnet mit der goldenen Ehrennadel der Tischler

Nach Ansprachen und Dankesworten der Innungsspitze, der Ehrengäste und der Sponsoren, die sich allesamt von den Leistungen der Jungtischler*innen und von der perfekten Organisation begeistert zeigten, folgte noch eine Ehrung der besonderen Art: Bundesinnungsmeister Gerhard Spitzbart verlieh LIM Herbert Sigl die höchste Auszeichnung der Branche – die goldenen Ehrennadel der Tischler – für sein langjähriges, "partnerschaftliches und kritisch-konstruktives" Innungs-Engagement.

Ein Stockerlplatz für jedes Land

Und dann war es nach langem Warten endlich soweit: Die Siegerinnen und Sieger wurden verkündet, Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster, BIM Gerhard Spitzbart und BLW Ludwig Weichinger-Hieden machten sich an die Übergabe der von Michaela Haider gestalteten Pokale, sowie der Urkunden, Geldpreise, Bildungsgutscheine und Uhren an die Bestplatzierten. Im ersten Lehrjahr siegte Daniel Combs. Der Steirer erreichte mit 9.330 Punkten auch die Höchstleistung im Bewerb und durfte sich zusätzlich über den von Lamello gesponserten Preis "Rookie of the year" freuen. Im zweiten Lehrjahr stand Jonas Fuchs, ebenfalls aus der Steiermark, ganz oben am Podest, im dritten Lehrjahr hängte Reinfried Herbst den Zweitplatzierten mit mehr als tausend Punkten Abstand ab. Überhaupt mausert sich der Kärntner zum Seriensieger, war er doch auch schon im Vorjahr auf Platz eins zu finden. In der Tischlereitechnik Produktion war Valentin Bringmann aus Vorarlberg vor Timea Jarabek und Nico Kindl erfolgreich. In der Planung hängte die Steirerin Carina Kohlhofer in einem „Herzschlagfinish“ den Zweitplatzierten Sebastian Paginal aus dem Gastgeberland Salzburg um zehn Punkte ab, auf Platz drei landete Elias Peglow aus Wien.

Die Steiermark übernimmt

Staatsmeisterschaften Tischler
Das Team Steiermark ging mit vier Stockerlplätzen und dem Pokal des Landessiegers nach Hause.

In der Länderwertung siegte die Steiermark und übernahm den Wanderpokal vom Vorjahressieger Vorarlberg – das Ländle landete heuer auf Platz zwei, Niederösterreich erreichte den dritten Platz. So durfte sich jedes Bundesland über zumindest einen Stockerlplatz in einer der sechs Kategorien freuen – ein echter Beweis für die Chancengleichheit, die der Modus bietet.

Abschied und Neustart

Zum Abschluss des offiziellen Teils betrat nochmals LIM Herbert Sigl die Bühne und überraschte nach seinen Dankesworten viele mit einer Ankündigung: Im Herbst werde er im Rahmen der Salzburger Fachgruppentagung nach zehn „intensiven, arbeitsreichen und sehr schönen Jahren“ sein Amt an Tischlermeister Rupert Thurner aus Mühlbach am Hochkönig übergeben. Zuletzt wechselte auch noch der Staffelstab von Salzburg nach Kärnten: Im nächsten Jahr fungieren LIM Peter Preinig und sein Team als Gastgebende des bundesweiten Lehrlingswettbewerbs. Eines wurde von Preinig schon vorab verraten: "Die Veranstaltung wird an einem See stattfinden."

Die Bestplatzierten im Überblick

Die Besten unserer Zu(ku)nft

Erstes Lehrjahr

  • Platz 1: Daniel Combs, Team 7, OÖ
  • Platz 2: Johannes Kogler, Lindner Möbel und Treppen, Kärnten
  • Platz 3: Emanuel Kallina, Müller Karl Tischlerei, Vorarlberg

Zweites Lehrjahr

  • Platz 1: Jonas Fuchs, Tischlerei Wilfinger, Steiermark
  • Platz 2: Julian Prugg, Müller Karl Tischlerei Vorarlberg
  • Platz 3: Marcel Kogler, Frejo Wohndesign, Kärnten

Drittes Lehrjahr

  • Platz 1: Klemens Reinfried, Tischlerei Erschen, Kärnten
  • Platz 2: Fabian Schwarz, Klinger Möbelbau, OÖ
  • Platz 3: Tobias Bachatz, Stolz Möbel, Steiermark

Viertes Lehrjahr/TT Produktion

  • Platz 1: Valentin Bringmann, (T)raum Tischlerei Metzler, Vorarlberg
  • Platz 2: Timea Jarabek, Tischlerei und Einrichtungsstudio Maurer
  • Platz 3: Nico Kindl, Span Möbelwerkstätte, Tirol

Viertes Lehrjahr/TT Planung

  • Platz 1: Carina Kohlhofer, Edelseer Tischlereibetrieb, Steiermark
  • Platz 2: Sebastian Paganal, Modl Möbelmanufaktur, Salzburg
  • Platz 3: Elias Peglow, Seliger, Wien

Länderwertung

  • Platz 1: Steiermark
  • Platz 2: Vorarlberg
  • Platz 3: Niederösterreich

Rookie of the year

Daniel Combs aus Oberösterreich mit 9.330 Punkten.

Herzliche Gratulation an alle Teilnehmenden!

Branchen
Tischlerei