Frauenthal Gruppe
"Wir glauben fest an die Zukunft unserer Branche"
Nachdem während der Pandemie viele Menschen ihr Urlaubsgeld statt in Reisen in die Verschönerung der eigenen vier Wände investiert haben, pendelt sich die Nachfrage nach Sanitär- und Haustechnikprodukten nun wieder auf das Niveau vor der Pandemie ein. Die Drastik der "konjunkturellen Gegenbewegung" kommt in der jüngst vorgelegten Halbjahresbilanz der börsennotierten Frauenthal-Gruppe zum Ausdruck. Dort schenkt der Vorstand seinen Aktionär*innen im Lagebericht reinen Wein ein: Das Ende der Covid-bedingten Hochkonjunktur, die rückläufige Baukonjunktur, negative Preiseffekte (v.a. in der Photovoltaik) und inflationsbedingte Kostensteigerungen führen trotz Gegenmaßnahmen zu einem "drastischen Ergebnisrückgang" im ersten Halbjahr.
Es ist davon auszugehen, dass sich die gesamte Branche in einer mehr oder weniger vergleichbaren Situation befindet und schwierige Zeiten zu bewältigen hat. Wie das gelingen kann, ist daher für viele Haustechnikunternehmen derzeit die wichtigste Frage. Frauenthal-Vorstand Robert Just präsentiert im Gespräch mit der Gebäude Installation eine beispielhafte Strategie für seinen Bereich, weshalb er trotz schwieriger Marktlage optimistisch auf die Zukunft der Branche blickt.
Gebäude Installation: Herr Just, das erste Halbjahr 2024 war für die Frauenthal-Gruppe von erheblichen Marktschwankungen und einem Umsatzrückgang geprägt. Welche strategischen Maßnahmen plant das Unternehmen, um auf die aktuelle wirtschaftliche Lage zu reagieren?
Robert Just: Bereits im letzten Quartal 2023 hat sich ein negativer Markttrend abgezeichnet. Wir haben uns unmittelbar darauf eingestellt, dass sich zum Halbjahr 2024 im Vergleich zu den Rekordwerten der beiden Vorjahre ein Umsatzrückgang ergeben wird. Dass dieser jedoch zweistellig ausfallen würde, war nicht vorhersehbar. Umso wichtiger war es, von Beginn an besonderes kostenbewusst zu handeln. Zusätzlich haben wir das herausfordernde Marktumfeld zum Anlass genommen, um wichtige Zukunftsprojekte zu starten und voranzutreiben. So entwickeln wir unser Unternehmen stetig weiter und bleiben im Sinne kompromissloser Kundenorientierung auf effiziente Weise unserer unangetasteten Mission treu: "Wir machen unsere Kunden noch erfolgreicher".
Frauenthal hat im ersten Halbjahr 2024 in verschiedenen Bereichen investiert, darunter IT-Implementierungen und Modernisierungen. Wie bewertet das Unternehmen die langfristigen Auswirkungen dieser Investitionen auf die Marktposition und das Wachstumspotenzial?
Nach Jahren des Booms haben unterschiedliche Entwicklungen – steigende Zinsen, hohe Inflation, Unsicherheit, usw. – im Bausektor und im Baunebengewerbe zu einem deutlichen, rapiden Abschwung geführt. Wir glauben aber fest an die Zukunft unserer Branche und setzen unser Investitionsprogramm weiter fort, speziell im digitalen Bereich. Unsere modernen Webshops und Apps helfen, das Leben unserer Kunden maßgeblich zu erleichtern. Das ermöglicht uns jetzt, unsere Marktposition auszubauen und wird sich doppelt lohnen, sobald der Konjunkturmotor wieder anspringt.
Welche Maßnahmen werden derzeit ergriffen, um die Effizienz zu steigern und die Kosten weiter zu optimieren?
Unsere Ausrichtung ist langfristig, daher arbeiten wir über alle Unternehmensbereiche hinweg an Projekten, um unsere Prozesse zu optimieren und Kosten zu sparen. Leider mussten wir aber auf das drastisch reduzierte Volumen und damit geringere Arbeitsaufkommen auch kurzfristig reagieren und Personalkürzungen vornehmen. Bei allen Maßnahmen ist es jedoch unser Ziel, die Servicequalität für unsere Kunden keinesfalls zu mindern.
Die Entwicklungen in der Baubranche beeinflussen Ihr Geschäft erheblich. Wie schätzen Sie die kurz- bis mittelfristige Entwicklung dieser Märkte ein, und wie plant Frauenthal, auf diese Herausforderungen zu reagieren?
Im Handel müssen wir leider davon ausgehen, dass ein Aufschwung aufgrund vieler Faktoren noch auf sich warten lassen wird. Die Anzahl der Baubewilligungen ist seit längerer Zeit rückläufig und hat auch im ersten Halbjahr 2024 weiter abgenommen. Bekanntlich kann nur gebaut werden, was auch bewilligt wurde. Auch im Bereich der Sanierung und Modernisierung herrscht derzeit eine erhebliche Zurückhaltung vor. Gegen Ende 2025 bzw. Anfang 2026, mit veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wird sich die Lage wieder verbessern. Als agiles und anpassungsfähiges Unternehmen mit langfristiger Ausrichtung haben wir uns bereits auf die veränderten Bedingungen eingestellt. In Zukunft wird es noch wichtiger sein, sich so kosteneffizient wie möglich aufzustellen.
Die digitale Transformation ist ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Strategie zur Differenzierung im Markt. Welche neuen digitalen Initiativen und Technologien planen Sie, um die Kundenzufriedenheit und Marktstellung zu verbessern?
In den letzten zwei Jahren haben wir massiv in die digitale Transformation unserer Leistungen investiert. Wir haben mit modernsten Online-Standards neue Apps und Webshops geschaffen, die über ein zukunftsfähiges Backend miteinander nahtlos verbunden sind und so ein perfektes Zusammenspiel garantieren. Damit ist für unsere Kunden der gesamte Verkaufsprozess, von Artikelsuche bis zur Bestellung, der Zusammenarbeit mit dem ISZ-Abholmarkt bis zur Lieferung, inklusive 'Track and Trace – wo ist meine Ware', vollständig digitalisiert, transparent und einfach gestaltet. Aktuell schließen wir den Rollout der neuen Webshops für alle unsere Vertriebsorganisationen SHT, ÖAG, Kontinentale und ELEKTROMATERIAL.at ab und arbeiten im Hintergrund bereits an einem weiteren großen Feature, das wir noch vor Jahresende präsentieren werden. Gerade in herausfordernden Zeiten ist es entscheidend, die Entwicklungen von morgen voranzutreiben.
Die Frauental Expo ist zu einem Pflichttermin der Branche avanciert. Wie soll sich dieses Format künftig weiterentwickeln?
Der große Zuspruch aus der gesamten Branche, insbesondere von unseren Kunden, motiviert uns, uns beim nächsten Mal noch mehr anzustrengen, um die hervorragende Messe weiter zu verbessern. Der Fokus liegt darauf, die Qualität – nicht die Quantität – noch weiter zu steigern. Nach vier sehr erfolgreichen Messen haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, die uns helfen werden, unser Konzept in allen Details noch weiter zu optimieren. Wir sind zudem zuversichtlich, dass die nächste Messe in einem günstigeren konjunkturellen Umfeld stattfinden wird.