Ausblick

Harte Zeiten für Baustoffhandel kündigen sich an

Quester ist 2021 gewachsen und konnte erfolgreich das Jahr abschließen. Auch heuer wird der Baustoffhändler wachsen, doch Geschäftsführerin Barbara Bernsteiner erwartet fordernde Zeiten.

Was vor beinahe 90 Jahren als kleines Familienunternehmen begann, ist mittlerweile, nach vielen Wandlungen, Teil eines internationalen Baustoffhandelskonzerns und wächst stetig weiter. Dabei profitierte man bei Quester in den vergangenen Jahren vor allem durch die starke Marktentwicklung, kluge Investitionen und die ­aktuell noch ungebrochene Nachfrage nach Bau­materialien.

Quester: Gutes Jahr mit Wolken am Horizont

Quester Baustahllager Judenburg
Neu bei Quester sind auch die zwei seit Jahresbeginn betriebenen Baustahl-­Zentrallager, mit denen man auf die aktuellen Geschehnisse und die rege Nachfrage reagiert hat.

So stand 2021 bei Quester ganz klar im Zeichen der positiven Entwicklungen. Der Fliesen- und Bau­stofffachhändler erwirtschaftete einen Umsatz von 194 Millionen Euro, ein Plus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und konnte mit einem Ergebnis vor Steuern von 1,7 Millionen Euro eine Trendwende gegenüber dem Jahr 2020, das man noch mit einem Minus abschloss, erarbeiten. Erreicht wurde die Gewinnzone einerseits durch die Steigerung des Ertrages sowie andererseits durch ein erfolgreiches Kosten­management. "Unser mehrjähriger strategischer Plan enthält in vielen Bereichen klare Maßnahmen, die diese Rückkehr zu Profitabilität sicherstellen", erklärt Quester-Geschäftsführerin Barbara Bernsteiner. "Die Ergebnisse basieren auf der Umsetzung unserer strategischen Initiativen, aber ebenso auf der guten Entwicklung der Marktsituation."

Darüber hinaus habe sich der Markt und auch Quester endlich von den Covid-Auswirkungen des Jahres 2020 erholt. Dabei trugen der inflationäre Rückenwind sowie der anhaltend steigende Trend im Neubau und bei Renovierung ebenfalls zu dieser erfreulichen Tendenz bei. Wie lange dieser Aufwind noch anhalten wird, ist fraglich. "Die positive Marktentwicklung wird in den nächsten Monaten zurückgehen", prognostiziert Bernsteiner. "Uns stehen harte Zeiten bevor." Zwar sei aktuell die Entwicklung des Marktumfeldes noch erfreulich, dem stünden aber nicht oder kaum verfügbare Rohstoffe sowie die damit verbundenen unwillkürlichen Preissteigerungen gegenüber. 2022 sollte man nach eigenen Angaben aber trotzdem zufriedenstellend und mit einem Plus abschließen können. Helfen soll dabei der Fokus auf Kernaufgaben.

Kernaufgaben bei Baustoffhändler im Fokus

In Zukunft will man sich bei Quester noch stärker auf die Kernaufgabe als Großhändler fokussieren und daher die Themen Verfügbarkeit, Logistik und Service in den Mittelpunkt stellen. Dafür wurde schon zu Beginn des Jahres eine neue Vertriebsstruktur etabliert. Die alte Regionalstruktur des Vertriebs wurde aufgelöst, sodass nun gemeinsam an Projekten und Wünschen von Kund*innen gearbeitet und gleichzeitig die Serviceleistung erhöht werden kann. "Wir stellen aktives Verkaufen wieder in den Mittelpunkt! Das bedeutet, dass der Außendienst an der Front, also bei den Kund*innen, aktiv ist und ein Servicecenter als Backoffice agiert, um so gemeinsam die zeitnahe ­Betreuung sicherzustellen", erklärt Bernsteiner.

Die Strategie beinhaltet auch weitere Investitionen in die eigenen Standorte. Diese sollen alle auf einen modernen und nachhaltigen Stand gebracht. Unter dieser Agenda wurden die beiden Standorte Wien-Süd sowie Langenzersdorf bereits umgebaut bzw. einem Restyling unterzogen. In Groß-Enzersdorf wird derzeit mit Hochdruck an einer neuen Filiale gearbeitet, die voraussichtlich im dritten Quartal 2022 eröffnet wird. Die Kremser Filiale übersiedelt an eine neue Location, wird dort nachhaltig ausgebaut und voraussichtlich Ende März des kommenden Jahres eröffnet

Zum richtigen Zeitpunkt in Baustahl investiert

Neu bei Quester sind auch die zwei seit Jahresbeginn betriebenen Baustahl-Zentrallager, mit denen man auf die aktuellen Geschehnisse und die rege Nachfrage reagiert hat. Grundsätzlich war die Idee, dadurch die Verfügbarkeit eines derzeit stark gefragten ­Materials für die Kund*innen sicherzustellen und so als One-Stop-Shop agieren zu können. Mittlerweile hat sich diese Entscheidung als sehr gewinnbringend herausgestellt, nicht zuletzt wegen des russischen Krieges.

Auswirkungen spürbar

"Zwar sind unsere Lager aktuell noch gut gefüllt, aber auch wir spüren die Auswirkungen des Krieges", so Bernsteiner, "egal, ob es um die Verfügbarkeit von Rohstoffen oder die Preissteigerungen geht." So kamen 30 Prozent des Tons für die eigene Fliesenproduktion in Italien, für den man einen Ersatz suchen musste, aus der Ukraine. Ebenso zu Problemen kam es bei den Fernfahrern, da ein hoher Prozentsatz aus der Ukraine stammt und zu Kriegsbeginn eingezogen wurde und von einem Tag auf den anderen nachbesetzt werden musste. Im Großen und Ganzen habe man diese Pro­bleme in den Griff bekommen, die Liefer­zeiten für Großmengen seien nur ein wenig länger als üblich.

Nachgefragt: Die Digitalisierung des Fachhandels

Digitalisierung ist eines Ihrer Steckenpferde. Wie weit ist die digitale Transformation bei Quester intern schon fortgeschritten?

Barbara Bernsteiner: Prinzipiell stehen wir noch am Anfang der Reise in Bezug auf die digitale Transformation bei Quester, aber wir haben unsere ersten Schritte gemacht.

Hat sich durch die Jahre der Pandemie das Einkaufs­verhalten in Richtung Onlineeinkauf verschoben?

Bernsteiner: Grundsätzlich steckt die Branche, was E-Commerce betrifft, noch in den Kinderschuhen. Die meisten Firmen bestellen noch persönlich via Telefon oder E-Mail. Trotzdem lässt sich schon jetzt erkennen, dass der digitale Einkauf zukünftig immer wichtiger werden wird. Vor allem die Bauindustrie zeigt hier ein großes Interesse. Ich glaube auch, dass der kommende Kostendruck die Digitalisierung der Branche nochmals beschleunigen wird.

Geht es um E-Commerce, gaben Baustoffhändler oft an, die Qualität der Stammdaten, die sie von den Herstellern bekommen, sei relativ schlecht. Hat sich das gebessert?

Bernsteiner: Mittlerweile hat sich die Situation gebessert, wir bekommen viele der benötigten Daten. Aber natürlich könnte alles noch eine Spur besser sein, wobei ich aber daran glaube, dass dies nicht das große Problem sein wird.

Wie weit sind Sie bei Quester schon, und wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Bernsteiner: Prinzipiell gehen wir diese Schritte mit den anderen Unternehmen der BME-Gruppe, hier gibt es eine gemeinsame Strategie. Zum Zeitplan kann ich wenig sagen, aber für mich wäre es sehr schön, in einem Jahr viel weiter zu sein als jetzt.

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