Forschung
Schattierungen in Grau
Claudia Koch ist seit 2003 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Holzforschung Austria (HFA) im Fachbereich Holzhausbau. In dieser Funktion entwickelt sie u.a. Konstruktionslösungen für Terrassen und Fassaden, leitet Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Holzanwendungen im Außenbereich, hält Vorträge und arbeitet im Normenausschuss mit – zuletzt bei der Überarbeitung der Holzschutznorm. Im Interview gibt Koch Auskunft über die Forschungserkenntnisse und plädiert dafür, den Kund*innen hinsichtlich der natürlichen Vergrauung bei Terrassenhölzern von Anfang an „reinen Wein einzuschenken“.
Welche Hölzer sind für den Terrassenbau besonders geeignet?
Claudia Koch: Es gibt mehrere Holzarten, die sich in unseren Forschungsprojekten für die Terrasse bewährt haben. Das Spektrum reicht von heimischen Hölzern wie Lärche, Douglasie, Eiche oder Robinie über importierte Hölzer wie Teak, Ipé oder Western Red Cedar bis hin zu modifizierten Hölzern wie Thermoesche oder acetyliertem Holz. Letztgenannte haben gegenüber den Ausgangsholzarten verbesserte technische Eigenschaften, sind dimensionsstabiler und dauerhafter. Sie vergrauen jedoch genauso wie naturbelassene Hölzer.
Welche Faktoren sind ausschlaggebend für eine lange Haltbarkeit?
Neben der Dauerhaftigkeit, die die jeweilige Holzart als wesentliche Eigenschaft hat, hat etwa die Jahrringlage einen großen Einfluss: Bretter mit überwiegend stehenden Jahrringen (Rift-/Halbrift) sind deutlich stabiler, quellen und schwinden weniger und neigen weniger zu Schieferbildung.
Welche Unterschiede sind bei der Verarbeitung dieser Hölzer im Außenbereich – im Gegensatz zum Inneneinsatz – zu beachten?
Da gibt es viele Faktoren: Bei der Konstruktion gilt es, Quell- und Schwindbewegungen einzuplanen und Feuchtenester zu vermeiden. Außerdem muss für eine gute Durchlüftung mehr mit Fugen gearbeitet werden: Stoßen bei einem Längsstoß zwei Bretter mit Hirnholz aufeinander, wird besonders viel Wasser aufgenommen. Wir empfehlen hier eine deutliche Fuge von sieben Millimetern.
Sie sprechen z. B. in Ihrem Praxisseminar "Terrassen aus Holz" aktuelle Forschungserkenntnisse an. Welche zählen dazu?
Im Projekt Eurodeck wurden Qualitätskriterien bzw. Anforderungen sowie Prüf- und Bewertungsmethoden zu Außenbelägen unter Berücksichtigung relevanter Normen und Regelwerke analysiert. Die experimentellen Arbeiten konzentrierten sich auf jene Themenfelder, bei denen Defizite bezüglich Prüfmethoden und verfügbaren Daten identifiziert worden waren. Dies betraf das Brandverhalten, das Leistungsprofil von Dielen für tragende Zwecke, die Eignung von Befestigungssystemen, Gefälle und Drainage des Belags, Rissbildung sowie mikrobielle Verfärbungen. Im vorangegangenen Projekt Long Life Decking haben wir uns mit Wartungs- und Pflegekonzepten für unbehandelte und behandelte Holzterrassen sowie mit den für die Grundkonstruktion wesentlichen Faktoren Aufbauhöhe und Durchlüftung beschäftigt.
Zu den zentralen Materialparametern zählt die Sortierung. Was ist hier zu beachten?
Fehlende Vereinbarungen hinsichtlich der Sortierung führen vielfach zu unzufriedenen Kund*innen und Reklamationen. Das heißt in der Praxis, dass im „schlimmsten Fall“ nur die Holzart – z. B. Lärche – ausgeschrieben ist: Und das kann natürlich sehr vielseitig interpretiert werden, was u. a. die Optik wie Wuchsunregelmäßigkeiten und Astigkeit, die Anzahl und Größe von Harzgallen, das Quell- und Schwindverhalten sowie die Schieferbildung betrifft. Die Bandbreite ist sehr groß und es gibt vieles, das Kund*innen auf ihrer Terrasse vielleicht nicht wollen – und das man im Vorhinein durch eine genaue Definition der Sortierung ausschließen kann. Unser Anwenderleitfaden, der auch Merkblätter und Ausschreibungshilfen beinhaltet, bietet hier eine gute Grundlage für Beratungen und Angebote.
Was können Professionist*innen noch für eine hohe Kund*innenzufriedenheit tun?
Die Kund*innen, die ja das neue Holz kaufen, müssen unbedingt auf die sich verändernde Farbe hingewiesen werden, um eine spätere Enttäuschung zu vermeiden. Auch auf Fotos sind meist neue Objekte abgebildet, die aber schon nach ein paar Monaten ganz anders aussehen. Aber: Ausnahmslos alle unbehandelten Holzoberflächen vergrauen, wenn sie der Bewitterung ausgesetzt sind. Die Vergrauung ist ein natürlicher Vorgang, der nur unmittelbar an der Holzoberfläche stattfindet. Es handelt sich dabei um eine rein optische Veränderung, ohne Einfluss auf die technischen Eigenschaften und die Lebensdauer des Belages. Will man einen bestimmten Farbton auf Dauer erhalten, können Terrassenbeläge aus Holz auch mit einem Anstrich versehen werden. Dabei muss man ein entsprechend pigmentiertes Produkt verwenden und regelmäßig warten. Farblose oder sehr schwach pigmentierte Terrassenöle bieten keinen ausreichenden UV-Schutz und sind daher nicht geeignet.
Welche Kriterien sind wesentlich für eine lange Lebensdauer von Holzdecks?
Es darf kein Bodenkontakt vorliegen, Staunässe muss verhindert und die Kontaktflächen zwischen den Hölzern so klein wie möglich gehalten werden. Dazu dienen beispielsweise ausreichend dimensionierte Fugen zwischen den Belagsbrettern und beim Brettlängsstoß. Wird auch die Unterkonstruktion aus Holz erstellt, sollte eine Gesamtaufbauhöhe von mindestens 15 Zentimetern eingeplant werden, um eine gute Durchlüftung zu ermöglichen.
Gibt es weitere Pflegemaßen, die Sie für ein möglichst langes Terrassen-Leben anraten?
Das Wichtigste ist, alle für die Wasserableitung erforderlichen Öffnungen und Flächen wie Rinnen, Abläufe und Fugen jährlich von Laub und Pflanzenteilen zu befreien. Sie halten Feuchtigkeit am Holz und werden über kurz oder lang zu Erde, was eine maximale Beanspruchung des Holzes zur Folge hat.